Historie
Die Stadt Drensteinfurt besteht aus den Ortsteilen Drensteinfurt, Rinkerode und Walstedde. Die erste urkundliche Erwähnung führt zurück in das Jahr 851, als Steinfurt im Zusammenhang mit der sogenannten Alexander-Translation erwähnt wird. Walbraht, ein Enkel Widukinds, der 843 nach Rom gepilgert war, um Reliquien zu erbitten, überführte die Gebeine des Märtyrers Alexander nach Wildeshausen. Auf dieser Reise kamen sie auch durch die Siedlung "Stenvorde in regione Dreni", die insofern von verkehrsgeographischer Relevanz war, als sich an dieser Stelle eine Furt durch die Werse befand.
An diesem Ort entstand um einen Oberhof, der vermutlich schon ins 7. Jahrhundert zurückreicht, eine drubbel- oder weilerartige agrarische Siedlung. Um die Jahrtausendwende hatte der ländlich ausgerichtete Ort eine gewisse zentralörtliche Bedeutung für die umliegenden Bauerschaften Natorp, Suttorp und Westarp.
Siedlungsgeographische Impulse gingen von der Einrichtung einer Pfarrgemeinde und dem Bau einer Pfarrkirche aus. Jene wird für 1137 erstmalig belegt. Dadurch konnte die Siedlung den weilerartigen Charakter abstreifen und sich allmählich zum Dorf entwickeln. Die eigenständige Entwicklung des Ortes erfolgte erst seit 1283, da sich durch eine räumliche Begrenzung mit Hilfe der sogenannten vier Pfähle eine besondere rechtliche Lage herauskristallisierte. Dieser Zeitraum ist auch deshalb von Bedeutung, da mit der Errichtung eines "festen Hauses" der Vorgängerbau des Hauses Steinfurt entstand. Um 1300 können die ersten Ansätze zur Stadtbildung nachgewiesen werden. Während noch am Ende des 14. Jahrhunderts der Ort südlich der Pfarrkirche als "dorp" bezeichnet wurde, wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts von einem "freien Wigbold" gesprochen (1428), dessen lockere Bebauung sich zunehmend verdichtete.
Einsetzende Wüstungsprozesse im Umfeld des Ortes im 15. Jahrhundert förderten die Stadtentwicklung: Aus Gründen des Schutzes und der Sicherheit, aber auch aus strategischen Gründen, um nach Einführung der Feuerwaffen ein freies Sicht- und Schussfeld zu haben, wurden Bauern in den Ort gesiedelt. Diese Aufgabe von Höfen in unmittelbarer Nähe trug zwar zu einer baulichen Verdichtung bei, förderte gleichzeitig aber ein exponiertes Ackerbürgertum in der Stadt.
Das wachsende Schutzbedürfnis der Bewohner fand seinen Ausdruck in der Befestigung des Ortes. Ursprünglich gab es 4 Stadttore: das Münstertor entstand 1437, 1468 folgte das Hammer Tor. 1595 erfolgte eine Verstärkung der Befestigung. Trotz der Kriegswirren im späten 16. und 17. Jahrhundert gab es in Drensteinfurt eine rege Bau- und Renovierungstätigkeit. Die ältesten und bedeutendsten Baudenkmäler stammen aus dieser Zeit.
Die Stadtentwicklung wurde besonders durch die Herren auf Haus Steinfurt vorangetrieben. Als Beispiel dafür kann der Bau von Gademen (Einraumwohnungen für unterständische Bevölkerungsgruppen) an der Wagenfeldstraße und an der Münsterstraße im Jahr 1679 angeführt werden, der auch sozioökonomische Wandlungen im Ort zur Folge hatte.
Die Gademe an der Münsterstraße fielen am Ende des 19. Jahrhunderts (1898) einem Großbrand zum Opfer. In der Wagenfeldstraße erfolgte eine bauliche Überformung, die die historische Bausubstanz des 17. Jahrhunderts verwischte.
Um 1800 präsentierte sich Drensteinfurt als eine ausgeprägte Ackerbürgerstadt. Charakteristische Hausform war das Ackerbürgerhallenhaus, von dem ganze Straßenzüge geprägt wurden. Neue bauliche Impulse gab es nach dem Schleifen der Befestigung im frühen 19. Jahrhundert. Folge war eine Bebauung der stadtauswärts zeigenden Grundstücke der Ringstraßen. An Süd- und Westwall entstanden geschlossene Reihen von traufenständigen zweigeschossigen Fachwerkhäusern, die vornehmlich von Leinewebern und Tagelöhnern bewohnt wurden.
Trotz des Baus der Eisenbahnlinie Münster-Hamm (1848) und Ansätzen zur Industrialisierung, trotz des Strontianitbergbaus (um 1875) konnte sich der kleinstädtische Charakter Drensteinfurts erhalten. Im Rahmen des aufblühenden Strontianitbergbaus ergaben sich auch städtebauliche Erweiterungen vor allem an den Ausfallstraßen und am Landsbergplatz. Häuser an diesem Platz sowie ein Bürgerhaus am Markt sind auch heute noch architektonische Zeugnisse der Gründerzeit.
Bis zum Zweiten Weltkrieg konnte der Ort sein seit dem Mittelalter gewachsenes Aussehen weitgehend erhalten. Sowohl die Größe als auch die Bausubstanz ließen Landwirtschaft und Handwerk als primäre wirtschaftliche Säulen der Bewohner erkennbar werden. Durch einen Bombenangriff am 23.3.1944, bei dem etwa 80 Einwohner den Tod fanden, wurden erhebliche Teile der historischen Altstadt zerstört. Mit dem Zuzug von Flüchtlingen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein physiognomischer und sozioökonomischer Wandlungsprozess ein. Aus der Ackerbürgerstadt wurde ein Pendlerort, der von der Nähe zu Münster, Hamm und Ahlen profitierte. Parallel zu Stadterweiterungen wurde im Altstadtbereich eine Ortskernsanierung durchgeführt, bei der zahlreiche erhaltenswerte historische Gebäude zerstört wurden. Der Bau einer Umgehungsstraße, die 1988 fertiggestellt wurde, bringt der Altstadt eine Verkehrsberuhigung und für die Zukunft neue Perspektiven für die Lebensbedingungen im Stadtkern.
1968 schloss sich Drensteinfurt mit der Gemeinde Walstedde zusammen: im Rahmen der kommunalen Neugliederung 1975 wurde der Kreis Lüdinghausen, zu dem Drensteinfurt bis dahin zählte, aufgelöst, Drensteinfurt wurde Bestandteil des vergrößerten Kreises Warendorf, und das Dorf Rinkerode wurde eingemeindet.
Quelle: Kunst im Kreis Warendorf, Herausgegeben von Werner Bockholt, SCHNELL Buch & Druck Warendorf 1991
Mit freundlicher Genehmigung der Bezirksregierung Münster